12. SONNTAG IM JAHRESKREIS

22. Juni 2014

Evangelium nach Matthäus (10,26-33)

Wann haben Sie das letzte Mal mit Bekannten, Freunden oder im kleinen Familienkreis, mit dem eigenen Partner/der Partnerin von Jesus bzw. von Gott geredet? Wie ist es Ihnen dabei ergangen? Kommt das eigentlich öfters vor? Oder eher nicht? Und warum nicht? Trauen Sie sich nicht?

Man traut sich nicht. Das ist sehr oft der Fall: Man hat Angst auf Ablehnung zu stoßen, belächelt zu werden. Oder man fühlt sich zu unsicher und man fürchtet, nicht die richtigen Worte zu finden. „Fürchte dich nicht“ sagt Jesus bis zu drei Mal im heutigen Evangelium.

Jesus richtet sich hier an seine Freunde, die er beauftragt, seine Botschaft an den Menschen weiterzuerzählen. Ich kann mir vorstellen, dass auch sie irgendwie Angst davor hatten. Sie waren Fischer, Handwerker. Sie hatten keine theologische Schulung, hatten nicht gelernt über ihren Glauben zu reden. Darüber hinaus: Diese Sendung kann tatsächlich Gefahren bergen, wie Jesus selbst es zugibt: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“

„Fürchtet euch nicht“ sagt Jesus zu uns. Warum diese „Scheu“, diese Furcht? Warum trauen wir uns nicht, von Jesus, von Gott zu reden: Was er mir bedeutet, was ich von ihm halte, welche Rolle er in meinem Leben spielt.... ? Natürlich gehört mein Glaube an Jesus und an Gott zu meiner Privatsphäre. Es geht hier um meine persönliche Beziehung zu Jesus und zu Gott, nicht so sehr um Wissen und Informationen. Es geht hier um mein persönliches Zeugnis und nicht an erster Stelle darum, andere von Jesus und von Gott mit vielen gescheiten Argumenten zu überzeugen. Mein Zeugnis muss echt, ehrlich sein, aus dem Herzen kommen. Nur dann wird es plausibel. Ich muss meinem Gesprächspartner erklären, was und warum ich glaube. Er soll das Gefühl bekommen, dass es nicht unvernünftig ist zu glauben. Es bringt aber wenig oder nichts, sich zu ereifern und Bekehrungsversuche zu machen. Das ruhige Glaubenszeugnis hat tiefen Wert. Selbst wenn es auf Anhieb ohne Folgen bleibt.

In unserer Zeit und in unserem Land ist Religionsfreiheit ein Verfassungsgrundsatz. Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist in der Regel auch ohne persönliche Gefährdung möglich. Allerdings finden religiöse Überzeugungen nicht immer Beifall. Im Gegenteil: Die Zahl jener wächst, die sich für Religion nicht interessieren. Religion, Glaube, Gott, das kommt in ihrem Leben überhaupt nicht vor. Viele wollen sogar Glaube und Religion aus der Öffentlichkeit vertreiben mit dem Argument: „Religion ist Privatsache“. Sie wollen so verhindern, dass Glaube und Religion auf die Gesellschaft Einfluss ausüben. Jesus sagt aber: „Redet davon am hellen Tag ... verkündet es von den Dächern." Diese Forderung, sich zu ihm zu bekennen und dabei die Öffentlichkeit nicht zu scheuen, stellt jeden Christen auf die Probe.

Auch für uns heute ist Glaube nicht für die Pflege des Innenlebens und für die Hebung des Gemüts da, sondern dazu, Gott zur Sprache zu bringen, damit Menschen zu ihm finden können, selbst wenn das Schwierigkeiten mit sich bringt - Verkündet auf den Dächern!

„Fürchtet euch nicht!“, sagt Jesus. Und warum nicht? Ich soll im Bewusstsein leben, dass ich von Gott angenommen bin, bei Gott aufgehoben mit allem, was da nicht stimmt in meinem Leben, mit meinen Ecken und Kanten, mit meinen guten und schlechten Seiten. Vor Gott bin ich einmalig und einzigartig. Ich bin in seiner Hand. Wenn Gott sich schon um die Spatzen kümmert, um so mehr dann um uns! Ich darf mich in Gott geborgen fühlen, denn sogar sogar „die Haare eures Hauptes sind alle gezählt“. Ein Bild, das unser Geborgenheitsgefühl bei Gott umschreiben will.

„Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem bekenne ich mich vor meinem Vater.“ Ein dringender Aufruf von Jesus an jeden und jede von uns. Fürchten wir uns nicht mit unseren Mitmenschen von ihm zu sprechen! Das gehört wesentlich zu unserem Christsein.

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